145 Jahre liegt der Geburtstag des Bauplastikers Richard Kuöhl zurück. Für bedeutende Hamburger Gebäude gestaltete er zahlreiche Baukeramiken, arbeitete aber auch für nationalsozialistische Auftraggeber. Im Museum erinnern wir in zwei Führungen um 15:00 und 16:00 Uhr an sein Wirken.



Das Dorfmuseum lädt am Samstag, den 31. Mai zu einem „Geburtstag“ ein. Der Bildhauer, Bauplastiker und Baukeramiker Richard Kuöhl würde an diesem Tag 145 Jahre alt werden.
In den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts war Kuöhl der meistbeauftragte Bildhauer in Hamburg. Er hat sowohl für private als auch öffentliche Auftraggeber gearbeitet. Eigentlich gab es nichts, was er nicht gemacht hätte: Baukeramik, Bauplastik, Brunnen, Brücken, Denkmäler, Wappen, Dekoration von Innenräumen, sakrale Kunst für Kirchen und Friedhöfe, Ehrenmale und vieles mehr.
Zu den bekanntesten von Kuöhl mitgestalteten Gebäuden in Hamburg gehören das zum Weltkulturerbe ernannte Chilehaus, die Davidwache und die Finanzdeputation am Gänsemarkt. Sie vertreten einen Zeitabschnitt der Architektur, der als „Klinkerexpressionismus“ bezeichnet wird. Bauwerke wurden in dieser Zeit durch reichen Schmuck verziert. Ornamente und Figuren sollten die Wirkung der dunklen Klinkerfassaden verstärken und bildhaft die Funktionen eines Gebäudes unterstreichen. Mit dem Stilwandel hin zum modernen funktionalen Bauen ist diese Epoche endgültig Geschichte geworden. Doch lockt diese Form der Baukunst auch heute zum Betrachten.
Kuöhls umstrittenstes Werk ist das wuchtige Denkmal für die Gefallenen des 76. Infanterieregiments, errichtet am Bahnhof Dammtor im Jahr 1936. Der militaristische Charakter des Monuments fügte sich in die Propaganda des Naziregimes ein. Während der Nazizeit blieb Kuöhl ein gefragter Künstler und passte sich an die Erwartungen der Auftraggeber an. Diese Zusammenarbeit mit dem NS-Regime wurde Kuöhl später vorgeworfen, wobei unklar ist, inwiefern er inhaltlich überzeugt war oder als Mitläufer sein Handwerk ausübte. Zweifel an seiner politischen Haltung haben jedenfalls dazu beigetragen, dass sein umfangreichesWerk und sein Einfluss auf das Hamburger Stadtbild zunehmend verdrängt und vergessen werden. Arbeiten von Richard Kuöhl findet man nicht nur in Hamburg, sondern in der ganzen Region, von Bremen bis Flensburg und natürlich auch im Kreis Stormarn. Kuöhl lebte von 1943 bis zu seinem Tod 1961 in Kupfermühle bei Bad Oldesloe. Für die Kreisstadt schuf er den Gänselieselbrunnen und die Figur der Trauernden auf dem Ehrenfriedhof. Auch die Ehrenmale in Großhansdorf und Trittau wurden von ihm entworfen.
Aus Anlass oben genannten Jahrestages bietet Maria Görlich aus dem ehrenamtlichen Museumsteam jeweils um 15.00 und um 16.00 Uhr eine Führung an. Die Kuöhl-Ausstellung in Hoisdorf gibt einen kompakten Einblick das Werk und ist für ein Dorfmuseum sehr ungewöhnlich. Man bekommt einen Einblick in die Werkstatt des Künstlers mit Gipsmodellen und Werkzeugen. In einer umfangreichen Fotodokumentation ist Baukunst aus Hamburg zusammengestellt. Ganze Bauwerke passen natürlich nicht in ein Dorfmuseum hinein – aber es gibt eine schöne Sammlung von kleineren Objekten, dank der Unterstützung und Leihgaben durch die Sparkassen Kulturstiftung Stormarn. In einem lockeren Rahmen können die Besucher und Besucherinnen bei der Führung mancherlei Wissenswertes und Interessantes erfahren. Familien mit Kindern sind ausdrücklich willkommen. Kinder und Tiere gehörten zu Kuöhls Lieblingsmotiven.