Genau wie Museumssammlungen sind Sprichworte und Redewendungen Brücken in die Vergangenheit. Ihre Entstehung ist häufig mit bäuerlichen, hauswirtschaftlichen oder handwerklichen Tätigkeiten und Gebräuchen verbunden. Beim Betrachten vieler unserer Museumsobjekte lassen sich daher Herkunft und Sinn unserer Sprichworte gut ergründen. Dieser interessante Aspekt hat uns dazu veranlasst, regelmäßig ein Sprichwort und seinen Ursprung vorzustellen.
Das Sprichwort des Monats Juli 2025:
„Sie ist ein Heimchen am Herd“
Der Sprung vom offenen Feuer hin zum Herd hat die Arbeit in der Küche sehr verändert. Jahrhundertelang lebten die Menschen in kalten und verrauchten Räumen. Mit der Einführung eines Herdes gab es mehr angenehme Wärme und viel bessere Möglichkeiten beim Kochen. Mehrere Töpfe oder Pfannen konnten gleichzeitig auf der Herdplatte Platz finden, Gerichte ließen sich besser warmhalten und es gab ein Fach zum Backen.
Respektvoll sprach man von der „Kochmaschine“. Der Stolz der Hausfrau wurde in der Regel so poliert, dass Herdplatte und Metall sich glänzend präsentierten. „Eigener Herd ist Goldes wert.“
Küche und Kindererziehung waren selbstverständlich „Frauensache“. Doch mit einem veränderten Rollenverständnis ernteten die Frauen als Dank auch noch den Spott dazu, ein „Heimchen am Herd“ zu sein.
Diese Redewendung geht auf eine Weihnachtserzählung von Charles Dickens zurück, „cricket on the hearth“ (1846). Das Heimchen, gleichbedeutend mit Grille, verkörpert darin den glücksbringenden Hausgeist. Erst später nahm die Redewendung eine abwertende Bedeutung an. Als Heimchen galt die naive, unemanzipierte und treusorgende Hausfrau mit beschränktem Horizont.
Kochen ist auch in der heutigen Zeit ein wichtiger Bestandteil der Hausarbeit. Zum Glück sind wir von vielen Routinearbeiten entlastet und nicht mehr in der Küche eingesperrt. Ob Hausfrau oder Hausmann, man kann für sich selbst entscheiden, ob man gerne Kuchen backt oder Marmeladenrezepte ausprobiert oder ganz andere Aktivitäten bevorzugt.
Eigentlich ein schöner Gedanke, dass das Heimchen in Dickens Erzählung ein Glücksbringer sein sollte. Laut Duden hatte „Heimchen“ in der deutschen Sprache auch die Bedeutung einer Frau, die sich im Haus verborgen hält und singt.