Genau wie Museumsobjekte sind Sprichworte und Redewendungen Brücken in die Vergangenheit. Ihre Entstehung ist in vielen Fällen mit bäuerlichen, hauswirtschaftlichen oder handwerklichen Tätigkeiten und Gebräuchen verbunden. Beim Betrachten vieler unserer Museumsobjekte lassen sich daher Herkunft und Sinn unserer Sprichworte gut ergründen. Uns hat dieser interessante Aspekt dazu veranlasst, an dieser Stelle regelmäßig ein Sprichwort und seinen Ursprung vorzustellen.
Das Sprichwort des Monats September 2024:
„Im Stich lassen“
Hat jemand versprochen, uns bei einer wichtigen Sache zu unterstützen, so gehen wir davon aus, dass er uns nicht im Stich lässt. Hält er sein Versprechen nicht und lässt uns im Stich, so löst das Enttäuschung und Vertrauensverlust aus. Unser Sprachgebrauch wird auch in diesem Fall von Umständen und Gebräuchen der Ritterzeit des Mittelalters geformt. Nahm der Ritter an einer Schlacht teil, so war er nicht allein, sondern wurde von einem Knappen begleitet, der sich im Kampf hinter ihm bewegte und seinem Herrn Hilfe und Unterstützung zukommen lassen musste. Ein Ersatzpferd und eine Ersatzlanze musste bereit gehalten werden und im Fall von Verwundungen musste Hilfe geleistet werden. Auf seinen Knappen musste sich der Ritter unbedingt verlassen können. War der Knappe aber zu feige und überließ seinem Ritter dem zustechenden Feind, so ließ er ihn im Stich.