Das Sprichwort des Monats Dezember 2024:
„In die Bresche springen“
Wir kennen es alle. Plötzlich fällt ein Mensch aus, den wir fest für eine wichtige Aufgabe eingeplant hatten. Er ist erkrankt oder mit anderen wichtigen Aufgaben betraut worden oder hat einfach keine Lust mehr. Nun muss ein anderer gefunden werden, der diese Lücke ausfüllen kann und für ihn in die Bresche springt.
Und schon sind wir wieder im Mittelalter und bei der Frage: „Wie erobert man eine Burg?“ Ganz einfach! Mittels einer Steinschleuder musste man eine Lücke in die mächtigen Mauern brechen, durch die man dann in die Burg eindringen konnte. Bei den Verteidigern der Burg wurde das natürlich nicht einfach hingenommen. Ein Ritter sprang in die Lücke, Bresche genannt, und versuchte, die Eindringlinge von ihrem Angriff abzuhalten. Das Wort Bresche kommt aus der französischen Militärsprache, heißt dort bréche und in die deutsche Sprache übersetzt „Öffnung oder Spalt“.
Das Sprichwort des Monats November 2024:
„Dahin gehen, wo der Pfeffer wächst“
Hat man großen Ärger mit einem nicht so freundlichen Mitmenschen, so möchte man ihn möglichst nicht wiedersehen und wünscht ihm, dass er dort hingehe, wo der Pfeffer wächst, nämlich ganz weit weg. Auch mit diesem Sprichwort gehen wir wieder weit zurück ins Mittelalter. Zu dieser Zeit war Pfeffer so kostbar, dass nur ganz wenige es sich leisten konnten, ihre Speisen damit zu würzen. Zum Würzen nahm man statt dessen einheimische Gewürzpflanzen, wie z.B. Senf. Senfbrühe wurde zu allen möglichen Gerichten gegeben und zwar in einem Maße, dass man von jemand, der sich fortwährend einmischt, auch heute noch sagt, „er gibt seinen Senf dazu“.
Das damals unvorstellbar weit entfernte Land, in das man seinen Widersacher wünschte, war Indien. Der enorme Aufwand, den man einsetzen musste, um von dort den Pfeffer einzuführen, machte das Gewürz so teuer, dass es auch als Zahlungsmittel benutzt wurde. Es war zeitweise mehr wert als Gold und wohlhabende Leute konnten es bei ihren Gastmahlen verschwenderisch einsetzen , um damit ihren Reichtum zu zeigen“. Pfeffer war so teuer, dass man schon um 1600 von „gepfefferten Preisen“ sprach.
Das Sprichwort des Monats Oktober 2024:
„Das geht auf keine Kuhhaut“
Hat jemand mit großer Unverschämtheit eine Handlung begangen, die andere Menschen kränkt oder schädigt, z.B. durch Verbreitung einer Lüge oder durch hemmungslosen Betrug, so bringen wir mit diesem Ausruf unsere Empörung oder unser Erstaunen über diese Maßlosigkeit zum Ausdruck. Er entstand vor dem 13. Jahrhundert als Papier noch nicht zur Verfügung stand und schriftliche Aufzeichnungen nur auf Pergament gemacht werden konnten. Pergament, das waren Tierhäute, z.B. von Schafen und Kälbern, die durch intensive Bearbeitung dünn und glatt gemacht wurden.
Die Menschen des Mittelalters glaubten, dass der Teufel alle Sünden, die der Mensch im Laufe seines Lebens begangen hatte, penibel aufschrieb, um sie ihnen beim Jüngsten Gericht vorzuhalten. Bei üblen Sündern konnten deren Fehltritte so zahlreich und umfangreich sein, dass selbst die große Haut einer Kuh nicht ausreichen würde, um sie alle zu erfassen. Ihnen drohte damit die Ewige Verdammnis, die schlimmste Drohung für die Menschen dieser Zeit.
Das Sprichwort des Monats September 2024:
„Im Stich lassen“
Hat jemand versprochen, uns bei einer wichtigen Sache zu unterstützen, so gehen wir davon aus, dass er uns nicht im Stich lässt. Hält er sein Versprechen nicht und lässt uns im Stich, so löst das Enttäuschung und Vertrauensverlust aus. Unser Sprachgebrauch wird auch in diesem Fall von Umständen und Gebräuchen der Ritterzeit des Mittelalters geformt. Nahm der Ritter an einer Schlacht teil, so war er nicht allein, sondern wurde von einem Knappen begleitet, der sich im Kampf hinter ihm bewegte und seinem Herrn Hilfe und Unterstützung zukommen lassen musste. Ein Ersatzpferd und eine Ersatzlanze musste bereit gehalten werden und im Fall von Verwundungen musste Hilfe geleistet werden. Auf seinen Knappen musste sich der Ritter unbedingt verlassen können. War der Knappe aber zu feige und überließ seinem Ritter dem zustechenden Feind, so ließ er ihn im Stich.
Sprichwort des Monats August 2024:
„Blau machen“
Wenn man in heutiger Zeit „Blau macht“, dann heißt das, dass man keine rechte Lust hat, zur Arbeit zu gehen, sondern sich lieber privaten Vorlieben zu widmen oder einfach faul zu sein. Das entspricht nicht dem ursprünglichen Sinn dieses Begriffs. Im Mittelalter ergab sich der Begriff aus den Arbeitsabläufen beim Färben von Textilien. Der einfache Mensch dieser Zeit durfte keine Kleidung mit auffälligen Farben tragen, sondern ausschließlich Kleidung, die mit Naturfarben wie Braun, Grau oder Blau gefärbt war. Die Farbe Blau wurde aus einer Pflanze namens Färberwaid gewonnen. In einem komplizierten Verfahren wurde eine Mischung aus Färberwaid und menschlichem Urin eine Lauge hergestellt, in die dann die zu färbenden Tücher getaucht wurden und genau einen Tag darin blieben. Erst dabei entstand die blaugrüne Farbe. Um die erforderliche Menge Urin zu erhalten, mussten die Färber große Mengen Bier trinken und waren einen Tag lang nicht recht arbeitsfähig. Genau die Zeit in der die Farbe Blau gemacht wurde.
Das Sprichwort des Monats Juli 2024:
„Das schlägt dem Fass den Boden aus“
Ein Aufschrei, den jeder schon benutzt hat, wenn er sich über das ihm unverständliche Verhalten eines Mitmenschen fürchterlich geärgert hat, eine politische Entscheidung für völlig falsch hält, oder sich sonst mit plötzlichen Ärgernissen konfrontiert sieht. Auch dies Sprichwort stammt aus dem Mittelalter. Wenn auf den Märkten ein Weinhändler erwischt wurde, seinen Wein gepanscht und damit ungenießbar gemacht hatte, wurde seinen Fässern zur Strafe die Böden ausgeschlagen, so dass der Wein auslief und nicht mehr verkauft werden konnte.
Das Sprichwort des Monats Juni 2024:
„Es brennt mir auf den Nägeln“
Wenn etwas ganz dringend erledigt werden muss, benutzen wir dieses Sprichwort. Es stammt aus dem klösterlichen Leben. Die Mönche mussten im Laufe des Tages an acht Andachten, den Horen, teilnehmen. Eine davon, die Vigel, die bis zu drei Stunden dauern konnte, fand nachts um 2.00 Uhr statt .In den mittelalterlichen Kirchen und Klöstern war aber die Beleuchtung so sparsam, dass die Texte der Gebete, Psalmen und Wechselgesänge kaum zu lesen waren. Die Mönche klebten sich daher mit Wachs Kerzenstummel auf den Daumen der Hand, die das Buch hielt.
Das Sprichwort des Monats Mai 2024:
„Jemandem über den grünen Klee loben“
Wir haben einen Grund das Hoisdorfer Museum über den grünen Klee zu loben, also es übermäßig stark mit Lob zu versehen. Das Museum ist nämlich erneut zertifiziert worden. Zusammen mit dem Elbschifffahrtsmuseum Lauenburg und dem Deutschen Schallplattenmuseum in Nortorf hat unser Museum das Zertifikat 2023 verliehen bekommen und darf damit für weitere fünf Jahre dieses Prädikat für ein professionell geführtes Museum tragen.
Doch warum loben wir es über den grünen Klee? Auch dieses Sprichwort stammt aus früheren Zeiten, als grüner Klee als Inbegriff von Frische und Frühlingshaftem galt und von Dichtern so besungen wurde. In Gedichten war häufig vom Klee als Grabpflanze die Rede. Da man in Grabreden normalerweise nur von den positiven Eigenschaften des Verstorbenen spricht, ist ein Lob über den grünen Klee für Jemandem so positiv wie es bei einer Grabrede auf ihn der Fall sein würde.
Das Sprichwort des Monats April 2024:
„Aus dem Stegreif“
Bei diesem Ausdruck denken wir sofort an die Notwendigkeit eine Rede halten zu müssen, sei es beim 90 jährigen Geburtstag der Oma, sei bei der Konfirmation ihrer Enkelin oder sei es bei der Einweihung einer Straße. Ein geübter Redner, auch wenn er unvorbereitet ist, erledigt das spontan aus dem Stegreif. Er greift damit auf Gebräuche aus dem Mittelalter zurück. Um größere Aufmerksamkeit zu erlangen, verlasen die ritterlichen Boten oder Heralde die Botschaft ihres Herrn ohne vom Pferd abzusteigen. Sie erhoben sich aus dem Sattel und blieben auf dem Stegreif – heute Steigbügel genannt – stehen.
Das Sprichwort des Monats März 2024:
„Die Kurve kratzen“
Hat ein Taschendieb erfolgreich eine Geldbörse oder etwas Wertvolles stiebitzt, so muss er schnellst möglichst „die Kurve kratzen“, d. h . er muss so schnell wie möglich verschwinden. Auch in anderen Situationen ist schnelles Verschwinden äußerst ratsam.
Der Ausruf stammt aus einer Zeit in der die Städte eigentlich nur für Fußgänger angelegt waren, die Straßen waren eng, Kurven für größere Fahrzeuge gab es nicht. Als dann die Kutschen aufkamen, hatten die Kutscher erhebliche Schwierigkeiten ihre für diese Umstände nicht ausgelegten Fahrzeuge um die Eckhäuser zu lenken. Häufig wurden Hausecken beschädigt, besonders dann, wenn der Kutscher es eilig hatte. Vielleicht hat er damals das heutige Verständnis des Ausrufes schon voll verstanden und ist so schnell wie möglich verschwunden.
Angesichts ihrer Schäden und der damit verbundenen Reparaturkosten ließen sich die Hausbesitzer etwas einfallen. Sie stellten an der Hausecke große Steinblöcke (häufig Kratzsteine genannt) auf, die den Kutscher zwangen, vorsichtiger um die Ecke zu fahren, wollte er nicht einen Radbruch riskieren. Kratzspuren auf den Steinen ließen sich trotzdem nicht immer vermeiden und so kratzen wir noch heute die Kurve.
Das Sprichwort des Monats Februar 2024:
„Unter aller Kanone“
Gefällt uns das Verhalten eines Mitmenschen nicht oder sind wir nicht mit bestimmten politischen Entscheidungen oder anderen Entwicklungen einverstanden, so kritisieren wir das häufig mit dem Ausruf: „Das ist unter aller Kanone!“ Doch so militärisch es klingt, diese Redewendung hat nichts mit Soldaten, Gewehren und Kanonen zu tun, sondern hängt mit der Notenskala „Canon“ der Lateinschulen de 19. Jahrhunderts zusammen. Die schlechteste Note, die die Schüler in diesen Schulen bekommen konnten hieß: „sub omni canone“, übersetzt ins Deutsche: „unterhalb aller Wertung“. Die mit dieser Note bedachten lernunwilligen oder faulen Schüler waren aber nicht um einen dummen Spruch verlegen und übersetzten das vernichtende Urteil mit dem heute noch gültigen Ausruf: „Unter aller Kanone!“
Das Sprichwort des Monats Januar 2024:
„Trübsal blasen“
Wenn man derzeit die Weltlage betrachtet, so hat man wahrhaftig Grund, Trübsal zu blasen. Trug man früher traurig und deprimiert einen Menschen zu Grabe, so war es üblich, dass ein Turmwächter eine traurige Musik vom Kirchturm blies, die der trüben Stimmung im Trauerzug entsprach. Aber, der Türmer und auch die Kirche machten die Musik nicht kostenlos. Viele Menschen konnten sich diese teure Begleitung nicht leisten und mussten auf die Musik vom Turm aber häufig auch auf Orgelbegleitung und Glockengeläut verzichten. Der oder die Verstorbene musste folglich „sang- und klanglos“ zu Grabe getragen werden. Selbst Wolfgang Amadeus Mozart, diesem genialen Musiker und Komponisten ist dies widerfahren. Er wurde sang- und klanglos in einem Armengrab auf dem Zentralfriedhof der Stadt Wien bestattet. Bei dem Gedanken kann man wahrhaftig Trübsal blasen.
Das Sprichwort des Monats Dezember 2023:
„Den Nagel auf den Kopf treffen“
Mit dieser Redensart wird derjenige gelobt, der durch eine klare und präzise Wortwahl eine Aussage macht, die den Kern eines Sachverhalts oder eines Vorgangs trifft. Man könnte nun meinen, dass das das Entstehen der Redensart etwas mit den Berufen des Zimmermanns oder des Tischlers zu tun hat. Bei beiden Berufen sollte es ja eine Selbstverständlichkeit sein, dass der Nagel auf den Kopf getroffen wird. Aber aus diesen Berufen hat sich die Redensart nicht ergeben. Vielmehr sind es alte Bräuche und Praktiken des Schießsports, die sie hervorgebracht hat. Seit dem Mittelalter und bis in unsere Zeit veranstalten Schützenvereine und Gilden Schießwettbewerbe in deren Mittelpunkt das Schießen mit Pfeil und Bogen, mit Armbrüsten oder mit Gewehren auf eine Schießscheibe steht. In deren Zentrum steht heute meistens eine 12, in früherer Zeit aber wurde die Scheibe in der Mitte mit einem Holznagel befestigt. Den Kopf dieses Nagels galt es zu treffen.
Das Sprichwort des Monats November 2023:
„Einen Zahn zulegen“
Bei diesem Sprichwort, das übersetzt heißt: „Beeil Dich, mach mal schneller!“ müssen wir unser Haupt mit Asche bestreuen und zugeben, dass die bisher im Museum gegebene Erklärung seiner Herkunft nicht hieb- und stichfest ist. Immer haben wir erklärt, dass der hungrige Bauer bei seiner Rückkehr von der Feldarbeit seiner Frau zurief: „Leg mal einen Zahn zu.“ Worauf Sie den am Kesselhaken hängenden Suppentopf mehrere Zähne nach unten über das Feuer hängte, damit die Suppe schneller heiß würde. Eine schöne und logische Erklärung, die aber leider fasch ist.
Die Redewendung stammt aus dem 19. Jahrhundert, als überall Fabriken entstanden und Lokomotiven fuhren. Für beide waren Zahnräder sehr wichtig und die Menschen hatten die Vorstellung, dass das Arbeitstempo von Maschinen durch Zulegen eines Zahnes erhöht werden konnte. Eine große Rolle spielte der Hebel für den Dampfdruck in den Lokomotiven. Er rastete in einen Halbzahnkranz im Boden ein. Ein Zahn führte zu mehr Dampf und damit zu mehr Tempo. Der Befehl „Leg mal einen Zahn zu!“ war also auf dem Führerstand von Lokomotiven und wahrscheinlich auch beim Betrieb anderer Maschinen gebräuchlich.
Das Sprichwort des Monats Oktober 2023:
„Hand und Fuß haben“
Alles , was wir auf dieser homepage verkünden, sollte Hand und Fuß haben, d.h. alles sollte stimmen und vollständig in Ordnung sein. Auch diese Redensart geht auf eine altdeutsche Rechtsformel zurück, in der allerdings nur die rechte Hand und der linke Fuß gemeint waren. Ein Ritter war nach damaligen Verständnis nur kriegstüchtig, wenn er noch den rechten Fuß und die linke Hand besaß. Mit der rechten Hand führte er das Schwert und der Fuß, mit dem er in den Steigbügel trat, um sein Pferd zu besteigen, war der linke. Es war daher eine äußerst schwere Strafe wenn ein Missetäter dazu verurteilt wurde, dass ihm eine oder sogar beide Gliedmaßen abgeschlagen werden sollten, denn damit verlor er seine Mannhaftigkeit und seine Kriegstüchtigkeit.
Das Sprichwort des Monats September 2023:
„Auf keinen grünen Zweig kommen“
Es bedeutet besitz- und erfolglos zu sein und beruht auf einem mittelalterlichen Rechtsvorgang. So wurde beim Landverkauf die Übergabe des Grundstückes durch die Überreichung eines grünen Zweiges besiegelt. Der Zweig wurde dann vom Verkäufer und Käufer gemeinsam in den Boden des verkauften Grundstücks gesteckt. Wem es in seinem Leben nicht vergönnt war, Land zu besitzen oder einen grünen Zweig zu bekommen, der war kein freier Bauer sondern ein landloser Tagelöhner.